Endstation Sehnsucht?
Endstation Sehnsucht?
Tennessee Williams – A Streetcar named Desire – Erinnerungen an den Englischunterricht: Im Zentrum steht eine Frau, deren Sehnsucht nach Leben immer größer wird, während die Realität immer weiter davon abweicht. An der Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit zerbricht die Frau und landet im Irrenhaus.
Ich denke, das könnte unser aller Geschichte sein: Wenn wir unsere Sehnsucht ganz ernst nehmen und die Realität betrachten, könnten wir daran irre werden: Schmerz, Leid, Tod, Gewalt – die Liste ist lang, wenn sie für die Allgemeinheit gilt, und für jeden von uns gibt es Bereiche, wo es nicht so ist, wie wir es uns wünschen.
Ich bin überzeugt davon, dass Sehnsucht unser Lebensgrundgefühl ist: Wir werden mit Hunger geboren: nach Nahrung, nach Nähe, nach Liebe. Babys, die nur ernährt, aber nicht liebevoll berührt werden, gehen ein wie Blumen ohne Wasser. Das bleibt so: Die Sehnsucht nach dem wahren Leben geht nicht verloren, aber sie äußert sich anders. Es sei denn, wir verdrängen sie ganz tief in uns.
Was bewegt mich? Was sind Momente, die mein Herz berühren, eine Sehnsucht wecken, die ich vielleicht gar nicht benennen kann? Momente, die mir Tränen in die Augen treiben, weil sie mich berühren, einen Winkel im Herzen, der empfänglich ist für die Sehnsucht.
Die Sehnsucht ist wie ein Kompass, der uns im unwegsamen Gelände des Lebens den Weg zeigt.
Die Frage ist, welches Ziel unsere Sehnsucht hat. Meine Sicherheit ist, dass Gott allein meine Sehnsucht nach Leben stillen kann, denn er hat mich mit diesem Lebenshunger geschaffen. Und nur, wenn er meine Sehnsucht stillt, bin ich in der Lage, dieses Leben zu schaffen, mit allem, was es mir schenkt und verweigert.